25 Jahre Vocanta- “Highlights" 1985 - 2010 (- 2025)
ausgewählt von Isa Adamczewski
Dieser Artikel versucht das "Unmögliche": Einen (kurzen) Artikel über die "Highlights" des Chores. Natürlich liegt es nahe, dafür eine "Urgrille" anzusprechen - die war ja "schon immer" dabei.
Doch gleich zu Beginn stellt sich die Frage: Was ist eigentlich ein „Highlight“? Dies ist bei einem Chor, der über 30 Proben, drei Chorwochenenden und 10 - 15 Konzerte, Gottesdienst- und Feiergestaltungen im Jahr gestaltet, gar nicht so leicht herauszufiltern.
So beschloss ich, die von mir ganz subjektiv ausgewählten "Highlights" verschiedenen Kategorien zuzuordnen, wie „Konzerte mit Instrumentalbegleitung", „Reisen mit Übernachtung“, "Jubiläen und Geburtstage", „Meilensteine", „Uraufführungen" und „besondere Konzerte" (ohne Anspruch auf Vollständigkeit).
Meilensteine
Die eigentliche Gründung des Chores dauerte gut ein Jahr, nämlich so lange bis der sterbende Oberstufenchor des Emmy-Noether-Gymnasiums sich mit dem sterbenden Ehemaligenchor vereinigte und daraus ein höchst lebendiges „Grillen-Singtett" wurde. Was ist das Wichtigste für einen neu gegründeten Chor? Neben einem guten und ambitionierten Chorleiter und ebensolchen MitsängerInnen, Möglichkeiten sich einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Diese bekamen wir mit dem Beitritt zum FSB (Fränkischer Sängerbund). Das erste Konzert in diesem Rahmen fand am 9.6.89 im Redoutensaal in Erlangen statt. Gemeinsam mit verschiedenen anderen Chören der Sängergruppe Erlangen, die natürlich alle schon etabliert waren, traten wir erstmalig in Erscheinung und konnten die Zuhörer auf Anhieb überzeugen. Was für ein toller Motivationsschub für uns alle im Chor!
Innerhalb des FSB bekamen wir auch die Möglichkeit uns mit anderen Chören zu messen und zu vergleichen, so beim "Leistungssingen" am 21.11.90 in Marktredwitz, wo der Komponist Franz Möckl, nach unserem Vortrag seines Volksliedsatzes "Kad si bila", Joachim mit Tränen in den Augen um den Hals fiel.
Beim Leistungssingen der Stufe II im Herbst 1994 in Erlangen errangen wir einen zweiten Preis. Der erstplatzierte Chor hatte aber unserer Meinung nicht besser gesungen, sondern war nur uniform und damit besser gekleidet gewesen als wir.
Daher galt für den Bayerischen Chorwettbewerb, an dem wir am 5.11.97 teilnahmen, eine ganz strenge Kleider- und Frisurenordnung. Wir gaben unser Bestes und wurden trotzdem „nur" dritte, erreichten aber immerhin das Prädikat „mit sehr gutem Erfolg" - wenn das kein Erfolg war!
Der wichtigste Höhepunkt und damit die schönste Anerkennung unseres Daseins und Wirkens war die Verleihung des Förderpreises der Kulturstiftung, die mit einem Festakt am 21. Januar 2007 stattfand.
Uraufführungen
Uraufführungen sind, wie eingangs erwähnt, immer eine zweischneidige Sache: Zum einen ist es ehrenvoll und wichtig Neuschöpfungen aufzuführen, zum anderen sind zeitgenössische Werke oft so schwierig zu lernen und zu durchhören, dass es eigentlich immer bis zuletzt spannend bleibt, ob man es so hinkriegt, dass der Komponist auch zufrieden ist und wie es beim Publikum ankommt.
Die „Missa minimala“ von UIrich Nehls durften wir am 25.5.93 uraufführen. Noch im gleichen Jahr erfolgte die Uraufführung von „Puer natus“ von Wolfgang Witzenmann in Baiersdorf. 1996 studierten wir das „Frühlingslied“ von Stefan Hippe, gemeinsam mit dem Nürnberger Akkordeonorchester ein. Im Jahr 2002 uraufführten wir Hartwig Kuckucks „Die Blume“ zusammen mit dem Bamberger Streichquartett im Rahmen des Festaktes „1000 Jahre Erlangen“ in der Ladeshalle. Das Werk „An den heiligen Geist“ von Uwe Strübing wurde am 31.10.04 in Münchaurach uraufgeführt. Vom Herzogenauracher Komponisten Gerald Fink uraufführten wir gleich drei Werke: Bei der Verleihung des Valentin-Becker-Preises in Bad Brückenau am 21.5.06 „Ach Frankn“, am 27.4.07 folgte die Motette „Komm, Trost der Nacht“ beim Bundeschorfest in Bamberg und „Von Jahr zu Jahr“ am 4.10.09 beim Gerald-Fink-Konzert in Herzogenaurach
Jubiläen und Geburtstage
Zu vielen, vielen Geburtstagen haben wir gesungen, ob wir nun Chormitgliedern mit einem umgedichteten Lied aufwarteten, „runde“ Geburtstage von Eltern der Chormitglieder besangen oder uns für einen solchen Anlass engagiert ließen. Ganz besonders wichtig war uns jedoch der 70ste unserer Chor-Oma Ruth Behner am 14.3.92, die wir zu diesem Anlass mit einem kleinen Konzert überraschten. Unser eigenes 10-jähriges Chorjubiläum, das wir mit zwei Konzerten am 26. und 27.1.96 feierten, war ein ganz besonderes Ereignis. Zu diesem Anlass erfolgte auch die erste Umbenennung des Chores in „Kammerchor Erlanger Grillen“. Eine richtige Festschrift „10 Jahre Grillen“ wurde erstellt und es gab im Anschluss an das zweite Konzert ein großes Fest gemeinsam mit unserem Partnerchor aus Jena. Das Schönste aber war es für uns, eine so große Resonanz beim Publikum zu erleben!
Konzerte mit Instrumental-begleitung
Die meisten unserer Konzerte sind reine a-cappella-Konzerte. Trotzdem, oder wahrscheinlich gerade deswegen, sind die Konzerte, in denen wir mit Instrumentalbegleitung gesungen haben für mich besonders herausragend. Die Herausforderung bei dieser Art Musik besteht darin, dass man als Sänger in den Hintergrund tritt und mehr aus diesem heraus agiert. Das ist gewöhnungsbedürftig, auch was die Lautstärkebalance angeht. Die „Missa brevis in D" von W. A. Mozart war das erste derartige Erlebnis, aufgeführt am 27.10.91 in der Gumbertus-Kirche Ansbach, im Rahmen eines Bundessingens des FSB. Mitglieder der Nürnberger Symphoniker begleiteten uns. Ein Höhepunkt waren für uns die „Zigeunerlieder“ von J. Brahms, die wir, mit Johanna Klinger am Klavier, am 30./ 31.1.93 aufführten.
Johanna Klinger gehört schon fast zum Chor, so oft wie sie uns auch bei weiteren Konzerten begleitet hat, so mit Georg Schütz zusammen bei den Liebesliederwalzern von J. Brahms (31.1./ 2.2.97) und bei unserem Konzert „Liebe und Leben“ mit unterhaltsamen Chorsätzen verschiedener Komponisten (u.a. R. Schumann) im Februar 2001.
Ein ungewohntes Klangerlebnis, das aber auch sehr beeindruckend war, erlebten wir bei der Uraufführung von Ulrich Nehls "Missa minimala" am 25.5.93 im Rahmen der 2. Tage für Neue Musik in der Kirche. Begleitet wurden wir von einem Saxophon, einem Vibraphon, einem Schlagzeug, einem Klavier und einem Kontrabass. Zu unserem Chorgesang trat noch eine Solo-Sopranistin. Das Jahr 1993 kann im Nachhinein vielleicht als unser „Instrumentaljahr“ bezeichnet werden, wurde doch noch am 16. November Beethovens „Fantasie für Klavier, Chor und Orchester“ unter unserer Mitwirkung in der Ladeshalle gegeben. Es musizierten das Erlanger Kammerorchester und Dorian Keilhack (Klavier) unter der Leitung von Ulrich Kobilke.
Die „Prophetiae Sibyllarum“ von Orlando di Lasso waren ein echtes Erlebnis, denn wir brachten sie mit dem Gamben-Kolleg des Erlanger Musikinstituts (Leitung Laurentius StrehI) am 26.11.94 im Erlanger Musikinstitut zum Klingen.
J. S. Bachs wunderbare Musik empfinde ich im „Magnificat" durch den Einsatz des Orchesters als gesteigert (Januar 1995).
Bombastisch war das Erlebnis mit 200 weiteren Sängerlnnen und großem Orchester in Stoke-on-Trent „The Dream of Gerontius“ von E. Elgar aufzuführen, ein völlig neues Chorgefühl, das mit unserem gewohnten a-cappella-Singen nicht mehr viel zu tun hatte (17.10.99).
Die Aufführung des Bach‘schen Weihnachtsoratoriums IV-VI am 22.12.01 bleibt im Gedächtnis, weil uns dort der Wintereinbruch traf. Wir musizierten unter erschwerten Bedingungen im tief verschneiten Hetzelsdorf.
Ganz hell und strahlend in meiner Erinnerung sind allerdings die beiden Aufführungen des „Messiah“ von G. F. Händel (22.5./ 20.6.04). Herrliche Musik, die selbst im Mitschnitt noch erhebend wirkt, einfach nur schön, ohne Einschränkungen.
Ein Gemeinschaftskonzert „Chor & Orgel & Schlagzeug" am 23.7.06 mit dem Akademischen Chor (Leitung Konkrad Klek) verschaffte uns die Gelegenheit in dieser ungewöhnlichen Konstellation zu musizieren. So lernten wir Werke für diese Besetzung von K. Nystedt, B. Britten, Ch. Ives, L. Lewandowski und J. Swider kennen.
Mit Blechbläserenemble musizierten wir gemeinsam mit dem Medizinerchor Erlangen. Aufgeführt wurde J. Rutters „Gloria“ neben A-cappella-Werken am 11.7.08 in der Frauenkirche in Nürnberg und am 13.7. 08 in der Johanneskirche in Erlangen
Zuletzt sangen wir das Mozart-Requiem, das sowohl in seiner Musik als auch in seiner großartigen Wirkung keiner weiteren Worte bedarf. Aufgeführt wurde es am 8./9. und 15.11.08 und beglückte Sänger wie Zuhörer gleichermaßen
Chorreisen sind wichtig für den Zusammenhalt im Chor, ein gemeinsames Erlebnis, das den Gemeinschaftsgeist aufbaut und erhält. Zu weiter entfernten Konzertorten fuhren wir gewöhnlich mit einem Bus. Auffällig ist, dass es im Bus auf der Hinfahrt meist recht ruhig zugeht, auf der Rückfahrt jedoch häufig sehr ausgelassene Stimmung vorherrscht, wenn halt die Anspannung des vorangegangenen Konzerts abgefallen ist. Diese Ausflüge, morgens hin - abends zurück, sind jedoch keine „echten“ Reisen. Zu diesen gehört doch mindestens eine Übernachtung in der Fremde und am besten mehr als nur ein Konzert. Auch davon haben wir eine Reihe (mehr oder weniger) gemeinsam erleben dürfen.
Die allererste Reise führte uns kurz nach der Wende nach Jena zu unserem ganz „frischen“ Partnerchor, dem „Jenaer Madrigalkreis“. Um die ,,Madrigalis" kennen zu lernen, waren ein paar Grillen eigens nach Schwäbisch Gmünd zu einem ihrer Konzerte gefahren. Was wir dort gehört hatten, hatte uns gefallen, so dass wir vom 13.-15.12.90 nach Jena reisten und dort sehr gastfreundlich und liebevoll aufgenommen wurden. Außer zwei schönen gemeinsamen Konzerten gab es ein interessantes Besichtigungsprogramm und einen lustigen bunten Abend. Der Gegenbesuch der Jenenser erfolgte ein Jahr später mit zwei Konzerten in Erlangen und in Herzogenaurach.
Das erste „außerdeutsche“ Reiseerlebnis hatten wir Ruth Behner und ihrem Herzogenauracher Volkschor zu verdanken, die uns kurzerhand mitnahmen auf ihre Reisen nach Sainte-Luce-sur-Loire, der Partnerstadt Herzogenaurachs, wo ein internationales Chorfestival ("Chantonchante L'Europe") stattfinden sollte. Untergebracht werden sollten wir in Familien des dort ansässigen Chores " Rouge Gorges" (Rotkehlchen) und in dem Bus der Herzogenauracher war auch noch genügend Platz für die, die von uns mitfahren konnten. Wir wurden überaus freundlich und herzlich empfangen, die gemeinsamen Konzerte waren lang und gut besucht, das „Beiprogramm" war dicht gedrängt und es war immer etwas los, so dass die Tage wie im Flug vergingen. Auf dem Rückweg leisteten wir uns einen kurzen Aufenthalt in Paris. Schade war, dass nicht alle von uns dabei sein konnten! Nicht lange danach, nämlich schon am 25./ 26.6.94, begaben wir uns schon wieder auf eine Jenareise. Wieder waren wir bei den netten Madrigalis privat untergebracht, wieder sangen wir gemeinsam schöne Konzerte, eines davon im brütend heißen Kollegienhof, wo wir gemeinsam eine Serenade gestalteten. Am Sonntag sangen wir gleich zweimal: Vormittags ein Benefizkonzert zugunsten einer Kirchenrenovierung. Am Nachmittag dann ein weiteres Konzert im festlichen Saal des Schlosses Crossen.
Mit einem bunten Konzertprogramm (Brahms, Hauptmann, Britten, Rutter, Wittrich) reisten wir vom 15. bis 18.10.99 in die Erlanger Partnerstadt Stoke-on-Trent in England, um beim „North Staffordshire Triennial Music Festival“ die Stadt Erlangen gebührend zu vertreten. Dass mit den Grillen ein hervorragender Chor mit jungen Stimmen nach Staffordshire gereist war, war den Leitern der dortigen Veranstaltung bewusst. Was die 35 jungen SängerInnen aber auch unter ungewöhnlichen Umständen zu leisten im Stande waren, überraschte selbst diese: Bei der Landung in London war ein Großteil unseres Gepäcks nicht angekommen, so dass wir, auf mehrere Mietwagen verteilt, ohne unsere Habseligkeiten, ohne Chorkleidung und teilweise ohne Noten in die mittelenglische Stadt reisen mussten. Eine kurzfristige Einkaufsaktion in Stoke-on-Trent sorgte aber immerhin dafür, dass nun alle Sängerlnnen zumindest mit Zahnbürsten und frischen T-Shirts versorgt waren. Das erste Konzert am nächsten Vormittag um elf Uhr mussten wir noch ohne Konzertklamotten singen, die englischen Zuhörer hörten großzügig darüber hinweg und applaudierten begeistert. Am Abend, endlich mit eigenem Gepäck versorgt, konnten wir in der frisch renovierten Victoria Hall ein hervorragendes Konzert mit dem „Liverpool Philharmonic Orchestra“ und dem „Ceramic City Choir" erleben. Das Abschlusskonzert zum Festivalfinale am nächsten Tag war dann der Höhepunkt der Reise, nämlich das bereits erwähnte Elgar-Werk „The Dream of Gerontius“ unter der Leitung von Donald Hunt in der nahezu voll besetzten Victoria Hall.
Erst im Oktober 2005 brachen wir zu unserer nächsten Reise nach Dresden auf, wo wir in der Kreuzkirche eine Vesper gestalten durften. Dieses Konzert war vor allem für Joachim ein wichtiges Ereignis, kam doch sein verehrter und geliebter Windsbacher Chorleiter Hans Thamm aus Dresden und hatte vor dem Krieg dort im Kreuzchor gewirkt. An das Konzert in der Kreuzkirche schlossen sich an den folgenden Tagen eine Gottesdienstgestaltung in Radeberg und eine Mittagsmusik im Dom zu Meißen an.
Noch weiter nach Osten führte uns unsere nächsten Reise, nämlich in die Partnerstadt Wladimir. Vom 1. bis zum 6.4.07 weilten wir dort und genossen die Gastfreundschaft der Mitglieder des Chores Raspew, die wir im Januar schon in Erlangen kennen gelernt hatten. Es wurde uns ein so beeindruckendes Beiprogramm geboten, dass die Konzerte fast ein wenig in den Hintergrund gerieten. Dennoch gelangen uns diese dann so gut, dass die Zuhörer zu Begeisterungsstürmen hingerissen wurden. Besonders freuten wir uns auf und über die Gelegenheit kurz vor der Heimreise auch noch in der Rüstkammer des Moskauer Kreml zu singen. Auch hier zeigten sich die Zuhörer begeistert. Der Abend klang beschwingt aus - in kleinen Grüppchen machten wir Moskau unsicher, bis wir zum Flughafen gefahren wurden, wo wir lange auf unseren Flug warten mussten. Entsprechend übernächtigt landeten wir schließlich in Nürnberg, müde aber glücklich!
Das Jahr endete mit einer weiteren Reise. Am 8./9.12.07 fuhren wir nach Bad Griesbach. Dort sangen wir in der Emmauskirche ein festliches Adventskonzert. „So muss es geklungen haben, als die Engel zur Geburt Jesu sangen!" meinte Bürgermeister Robert Erdl. Kann es ein größeres Lob geben? Am folgenden Nachmittag durften wir unser Adventsprogramm dann noch einmal in der Benediktinerabtei in Schweiklberg erklingen lassen. Vorher bekamen wir eine Führung durch Kirche und Krypta. Auch hier war das Publikum wieder hellauf begeistert. Unter anderem ein Kirchenmusiker aus Fürstenfeldbruck, der Joachim gestand, dass er es sich lange überlegt hatte, ob er das Konzert hören wolle, denn bei dem Chornamen hatte er nichts Besonderes erwartet. Nun war er froh gewesen, doch gekommen zu sein. Einer der vielen Kommentare, die unseren Chornamen betrafen und dazu beitrugen, diesen dann doch zu ändern.
Reisen mit Übernachtung
Besondere Konzerte
Dieser Kategorie widme ich mich mit besonderer Freude, denn sie beruht natürlich ausschließlich auf meiner subjektiven Erinnerung an die Konzerte, die mir spontan einfallen, ohne dass ich in der Chronik blättern muss.
„Schläft ein Lied in allen Dingen" - Lyrik zwischen Wort und Klang hieß eines dieser unvergesslichen Konzerte, das wir mit unserem Freund Hans Boas, der moderierte und rezitierte, am 28.6.95 im Redoutensaal gaben. Höhepunkt war wohl ein Lautgedicht von Hugo Ball „Karawane“, das Hans für uns in ein „Chortheaterstück" umgeschrieben hatte.
Auch das Marathon-Konzert zum Thema „Wandlungen“ blieb mir nachhaltig im Gedächtnis. Wir sangen am 23.9.95 im ersten Konzert die Choräle in allen ihren Variationen aus ,,Jesu, meine Freude" von Bach, überraschten dabei die Zuhörer mit Gesang von den Redoutensaalemporen. Im zweiten Konzertteil gaben wir „Die Mücke - heitere Chorvariationen über ein ungarisches Lügenlied" von O. Kaufmann zum Besten. Wieder gelang es uns, das Publikum zu überraschen, indem wir summend aus dem Zuhörerraum die Bühne erstiegen. Das Abschlusskonzert des Festivals „Einklang“ im Kloster Bronnbach am 3.8.96 ist ein weiteres dieser unvergesslichen Konzerte. Das Programm war hier nicht das Besondere, wir wiederholten unser Jubiläumsprogramm. Aber die Atmosphäre in der Klosterkirche war so beeindruckend, die Freude miteinander zu singen vor der Sommerpause so ergreifend, dass es sich einprägte. Die Konzerte, die wir mit den Motetten der Bach- Familie im Jahr 2001 gaben, sind ebenso im Gedächtnis geblieben, einfach weil das Programm ein so besonders Schönes war. Gut, dass wir mehrmals wiederholt haben, nämlich in Neustadt b. Coburg, in Tennenlohe, in Erlangen und in Gräfenberg. Eine Zeit lang haben wir fast jedes Jahr die adventliche Veranstaltung "A Ceremony of Lessons and Carols“ in der Hugenottenkirche mitgestaltet. Diese mitzufeiern und -singen, hat mir in all den Jahren ganz besonders viel Freude bereitet. Außerdem seien hier noch einmal die beiden Konzerte mit Instrumentalbegleitung aufgeführt: Der „Messiah“ von Händel und das „Requiem“ von Mozart.
Und wie ging es weiter?
Die Jahre von 2011
bis zum vierzigsten Chorjubiläum 2025
Ergänzungen von Joachim Adamczewski
Unser Hauptwirkungskreis blieb Franken. Liest man die Konzerttätigkeitberichte, fällt auf, dass sich folgende Ortsnamen häufig wiederholen: Herrieden, Ansbach, Forchheim, Gunzenhausen, Pappenheim, Volkach, Neunkirchen, Münchaurach, Herzogenaurach, Pegnitz, Höchstadt…
Dazwischen finden sich aber auch „Ausreißer“, wie Jena (Rathausdiele 3.10.10), Wladimir (2. – 7.4. 2012 und 28.5. – 2.6.18), Quarten, Verduz, Einsiedeln, Tann-Rüti (6.-8.9.13 Schweiz/Liechtenstein), Großpostwitz, Kittlitz, Bautzen, Dresden (26.5.-29.5.16), Selb (2.11.19), Zürich (21.12.24), Bern (22.12.24).
Innerhalb Erlangens haben wir oft die Innenstadtkirchen zum Klingen gebracht: Neustädter Kirche, Altstädter Kirche, Hugenottenkirche, ganz besonders häufig sind wir jedoch in der Heilig-Kreuz-Kirche in Bruck, weil wir dort so herzlich auf- und angenommen werden und dort auch die Wurzeln des Chores liegen.
Programme, die im Kopf geblieben sind, waren einmal mehr das „Mozartrequiem“ (2011), und der „Messiah“ von Händel (2014) sowie „Voca-Jazz“ und die „Französischen Orgelmessen“ (2012), die große „D-Dur Messe“ von Ethel Smyth (2013), das Shakespeare-Konzert (2015), „Israel in Egypt“ von Händel (2017), die „Carmina Burana“ (2019), „Lux eterna“ (2023), und zuletzt „Die Stimme des Kindes“ (2024).
Außer den Chorreisen gab es weitere herausragende Ereignisse, so unser 30stes Chorjubiläum, das wir am 11.10.15 im Redoutensaal mit einem Konzert feierten.
Vorher noch, nämlich 2013, haben wir einmal mehr am bayerischen Chorwettbewerb teilgenommen. Wir waren der „Chor der Herzen“, aber gewonnen haben wir wieder nicht – gegen Hochschulchöre hat ein Laienchor wie unserer einfach keine Chance.
Ganz besonders gefreut hat uns die Zuerkennung des Kulturpreises der Stadt Erlangen. Dieser wurde am 2.12.16 im Rahmen eines Konzertes verliehen.
Und dann kam das einschneidenste Ereignis für alle Chöre der Welt überhaupt: Corona! Auch wir mussten pausieren, improvisieren und der Dinge harren. Sobald es möglich wurde, probten wir wieder: mit besonders viel Abstand, rollierend, draußen, aber wir waren glücklich, wenn etwas ging, machten Pläne, verpflichteten Instrumentalisten und dann kam der zweite Lockdown, alle Konzertvorhaben wurden abgesagt, wieder warten, hoffen und dann langsam wieder anfangen. Das hat die Jahre 2020 und 2021 geprägt.
Wie besonders schön war es dann 2022 im Redoutensaal „Die Mutfrage“ stellen zu dürfen und endlich wieder vor Publikum singen zu können!
2023 sangen wir gleich fünfmal unser Passionskonzert, durften Stücke von Gewinnern des Becker-Komponisten-Wettbewerbs uraufführen und Heinrich Hartl singend zum 70sten Geburtstag gratulieren. Es folgte das „Lux Aeterna“-Konzert (Lauridsen und Krautwurst) und ein Adventskonzert mit der Stadtkapelle. Wie schön, wieder gemeinsam singen zu dürfen!
Vielseitig ging es auch 2024 weiter: Nach „Frühlingserwachen“ sangen wir in Schwabach zum Gedenken an Ernst Häublein einige Motetten von ihm. Mit „Stimme des Kindes“ und „Canticum Calamitatis Maritimae“, zwei Kompositionen von Mäntijärvi , machten wir uns auf zu neuen Ufern und stellten uns den Herausforderungen dieser Werke. Sie aufzuführen war ein Erlebnis. Zum Ende dieses ereignisreichen Jahres reiste der Chor in Gemeinschaft mit dem „Arcis-Chor München“ zu zwei besonderen Konzertereignissen in die Schweiz. Wir sangen eine Weihnachtsgala in der Tonhalle in Zürich und im Casino in Bern.
Und jetzt geht der Blick nach vorn, auf unser Jubiläumsjahr, für das wir uns wieder viel vorgenommen haben und worauf wir uns sehr freuen. Denn durch Corona wurde uns ganz besonders deutlich, dass es ein Geschenk ist, miteinander Singen zu dürfen, Chorwochenenden zu erleben und Konzerte gemeinsam gestalten zu können.